Titel: Mein Sommer nebenan
Originaltitel: My life next door
Autorin: Huntley Fitzpatrick
Genre: Jugendbuch, Romantik
Erscheinungsjahr: DE 2013 | USA 2012
Verlag: cbj
Preis: HC 16,99 EUR
Seitenzahl: 512 Seiten
Kurzbeschreibung
Die Garretts sind für Samantha wie ein Hobby, jeden Abend beobachtet
sie diese mehrköpfige Familie von ihrem Zimmer aus und lernt sie so aus
der Ferne kennen und lieben. Umso glücklicher wird sie, als sie
plötzlich und völlig unerwartet
so etwas wie ein Teil dieser Familie wird – bis eine tragische Wendung diesem Glück ein jähes Ende setzt…
Die ersten Sätze im Buch
"Erstes Kapitel
Die Garretts waren für uns von Anfang an tabu.
Aber das ist nicht der Grund, warum sie eine wichtige Rolle spielten.
Als ihr verbeultes Auto an jenem Tag vor zehn Jahren zusammen mit einem Umzugswagen vor dem Nachbarshaus hielt, standen wir gerade im Vorgarten.
'Oh nein.' Mom ließ seufzend die Hände sinken. 'Ich hatte so sehr gehofft, das würde uns erspart bleiben.'
'Was denn?', rief meine ältere Schwester Tracy, die im Blumenbeet neben der Einfahrt hockte, über die Schulter."
Meine Meinung
Der Debütroman der Amerikanerin Huntley Fitzpatrick ist ein
wunderschönes Jugendbuch, das mich sofort in seinen Bann gezogen hat.
Im Grunde geht es um ein wohlbehütetes Mädchen, das eine ganz
besondere Leidenschaft für ihre Nachbarsfamilie entwickelt. Am Anfang
beobachtet sie noch scheu aus der Ferne, doch recht bald wird sie mit in
das Familiengeschehen integriert,
dadurch dass ihr einer der jungen Garretts völlig den Kopf verdreht.
Samantha Reed – die Ich-Erzählerin – hat es nicht wirklich schwer in
ihrem Leben. Die Mutter hat reich geerbt, in der Schule läuft es quasi
perfekt, sie kommt mit allen gut klar und Probleme hat sie sonst
eigentlich auch keine. Zugegeben,
ein Vater fehlt – er hat Sams Mutter einfach schwanger sitzengelassen –
aber damit kommt Samantha klar, schließlich hat sie ihn auch nie
kennengelernt.
Sam ist anfangs eine recht passive Person, sie lebt ihr Leben, wie es
gerade passiert, und geht ihrem Hobby nach – dem Beobachten der
Garretts. Doch im Laufe der Geschichte kann man eine erfreuliche Wendung
und Entwicklung dieser Person
feststellen. Sie wird aktiv und das liegt nicht zuletzt an der
Nachbarsfamilie – besonders einem ganz bestimmten Mitglied dieser.
Jason „Jase“ Garrett ist der zweite Protagonist dieser Geschichte. Als
mittleres Kind von neun hat er sich eine stabile Stellung als
Handwerker und „Mädchen für alles“ innerhalb der Familie gesichert. Alle
kommen auf ihn zu, wenn sie
etwas brauchen, und er hilft gerne. Das ist auch das, was mich so sehr
gestört hat: Jase scheint perfekt zu sein – er kann alles reparieren, er
kommt mit allen klar, er liest dir jeden Wunsch von den Augen ab. Aber
zum Glück macht auch er, ähnlich wie Sam,
eine Entwicklung durch, in der er plötzlich so viel menschlicher wirkt
mit all seinen Fehlern und Macken – und plötzlich hab ich mich fast ein
bisschen in ihn verliebt. ;)
Aber eine Person hat es mir besonders angetan: Tim. Der
drogensüchtige Zwillingsbruder von Sams bester Freundin erleidet einen
heftigen Absturz. Doch er bekommt eine zweite Chance und genau die ist
es, die ihn wieder zur Vernunft bringt.
Er wird zu einer Art Stütze für Sam in schweren Zeiten und ist später
der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Geschichte. Seine Sprüche sind
die, die mir mit Abstand am besten gefallen haben – er ist so gnadenlos
ehrlich und dabei auf seine eigene Art und Weise
charmant und witzig. Eine großartige Figur einfach.
Ich muss sagen: Noch nie hat mich eine Großfamilie so fasziniert wie
die Garretts! In einer großen Familie muss man natürlich herrausstechen
können, so hat auch jedes einzelne Mitglied eine Besonderheit, die ihn
interessant macht und
gleichzeitig im Komplex einfach liebenswürdig, sei es George mit seinem
außergewöhnlichen Interesse für die Natur und einem großen Problem mit
dem Thema Tod oder Alice mit ihrem ausgeflippten Aussehen und
gleichzeitig so erwachsenen Auftreten in Krisensituationen
oder Patsy, die Jüngste im Bunde, deren ersten gesprochenen Wörter mit
der Nahrungsaufnahme und dem Endprodukt davon zu tun haben. Diese
Familie ist einzigartig und vor allem voller Leben mit all den kleinen
und großen Sorgen.
Die Wendung in dieser Geschichte ist hart, ich war wirklich sehr
wütend über die Ungerechtigkeit, die plötzlich die Überhand gewonnen
hat, und habe mit den Figuren mitgelitten und mitgefiebert. Nicht zuletzt liegt es auch an dem Erzählstil, der locker aber nicht zu umgangssprachlich und auch nicht "steif" oder "trocken" ist.
Ich denke, dass „Mein Sommer nebenan“ eine wunderbare Sommerlektüre
ist, die eine wichtige Botschaft zu verkünden hat. Und diese Botschaft
solltet ihr euch unbedingt anschauen! Lest das Buch, ihr werdet es nicht
bereuen.
5 von 5 Punkten
P.S. an Mariko-Chan: Sam erinnert mich aus irgendeinem Grund an dich. Ich denke, du solltest das Buch mal lesen. :)