Samstag, 5. Oktober 2013

Abgebrochene Bücher – Die Schande eines jeden Buchbloggers?

Ich habe in den letzten Wochen eine recht hohe Buch-Abbruch-Rate zu verzeichnen und möchte nun Revue passieren lassen, was mich eigentlich davon abhält, dieses und jenes Buch zu Ende zu lesen.

An erster Stelle steht „Der Wolkenatlas“ von David Mitchell, dessen Verfilmung mit Tom Hanks, Halle Berry u.a. mich sehr überzeugt hat. Leider fand ich die Geschichte in geschriebener Form eher weniger faszinierend und einnehmend, sondern mehr verwirrend und Kopfschmerzen bereitend.
Sechs verschiedene Geschichten, sechs verschiedene Protagonisten, sechs verschiedene Schreibstile – das an sich ist ja nicht so schlimm, zumal mir die Geschichte schließlich nicht unbekannt ist, doch leider empfand ich das ganze als so langatmig und zäh, dass ich selbst bei meiner liebsten Geschichte (Cavendish) nicht mehr weiterkomme. Ich habe schlichtweg keinen Bock mehr. Vielleicht war der Film vorweg meiner Lust zum Nachteil. Vielleicht auch nicht.
Die Geschichte an sich ist eine Wucht, sehr verstrickt und unglaublich gut durchdacht. Ich würde das Buch sogar weiterempfehlen! Aber ich schaff es nicht mehr bis zum Ende, auch wenn’s nur noch ¼ des Buches wäre…

An zweiter Stelle steht „Veronika beschließt zu sterben“ von Paulo Coelho. Es war ein Geburtstagsgeschenk von meinem besten Freund und eigentlich bestand bei mir auch schon lange das Interesse für dieses Buch, das ich schon sehr häufig als Empfehlung gesehen habe.
Doch ich werde einfach nicht warm mit dieser Protagonistin, die es schafft, grundlos zu jammern und dabei sich selbst zum Sterben zu überzeugen. Ich fand es absolut schrecklich und bin froh, mich nicht psychologisch mit dieser Frau auseinander setzen zu müssen.
Ich zweifel nicht, dass dieses Buch eine Botschaft oder eine tolle, weltbewegende Aussage oder sowas hat, nur irgendwie interessiert es mich NULL. Ich habe nicht die Nerven, Veronikas Geheule weiter anzuhören – das fand ich schon bei „Die Leiden des jungen Werthers“ von Goethe schrecklich, weswegen ich mich geweigert habe, das Buch für den Unterricht zu lesen. (Ja, es ist mir durchaus klar, dass „Veronika beschließt zu sterben“ ein komplett anderes Thema hat als „Die Leiden des jungen Werthers“, falls jemand klugscheißen möchte.^^)

Das letzte Buch, dass ich kürzlich abgebrochen habe, ist „Will & Will“ von John Green und David Levithan. An sich klingt die Idee dem Klappentext zu Folge sehr gut und interessant und genau nach meinem Geschmack, doch etwas störte mich gewaltig. Die Geschichte ist aus zwei Sichten je kapitelweise abwechselnd geschrieben, was eigentlich ja nicht schlimm ist und ich schon aus anderen Büchern kenne. Nur ist die eine Geschichte (die vom homosexuellen Will) in einem Schreibstil verfasst, der mich erschaudern lässt: ALLES ist klein geschrieben und Dialoge gibt es nur in „Chatform“ (was in einem Briefroman perfekt ist, passte hier einfach nicht rein). Ich kann das nicht ab, aber durchhalten würde ich natürlich trotzdem. Doch ein zweiter, nicht zu unterschätzender Faktor vermieste mir den Lesespaß: Der schwule Will ist depressiv, das muss er durch seine extrem abweisende und deprimierend langweilige Art großzügig zur Geltung bringen. Ich habe ehrlich gesagt genug eigene negative Gedanken, da muss ich mich nicht auch noch mit fiktiven auseinandersetzen und die ertragen. Danke, aber: nein, danke.

Ich merke, dass ich mich viel davon leiten lasse, welche Gefühle die Bücher bei mir auslösen und es davon abhängig wird, ob ich die Bücher überhaupt bis zum Schluss lese.
Es gab in der Vergangenheit natürlich auch Bücher, an denen ich hartnäckig geblieben bin – mal mit positivem Ende, mal eher negativ.
Positiv war es zum Beispiel bei „Das also ist mein Leben“ von Chbosky, weil ich anfangs die Geschichte nicht verstanden habe und es erst am Ende Sinn gemacht hat. Ich war also froh, es beendet zu haben.
Negativ war es beispielsweise bei „Die Priester“ von Trudi Canavan, weil ich die Zeit, in der ich das gelesen habe, als verschwendet betrachte.
Ich bin mir nicht sicher, in wie weit ich meine Entscheidung später bereue, aber ich denke, ich möchte auch in Zukunft mich nicht zu Büchern zwingen, die mir nicht zusagen (Ausnahme: Rezensionsexemplare, auch wenn ich die nach Interessensgebieten aussuche). Ich finde, man hat einfach zu wenig Zeit, um sie mit „uninteressanten“ Büchern zu verbringen.

Wie seht ihr das? Brecht ihr viele Bücher ab? Wie steht ihr dazu?
Kennt ihr die Bücher, die ich abgebrochen habe, und wenn ja, wie fandet ihr die?

6 Kommentare:

  1. Hallo!

    Ich finde nicht das es eine Schande ist ein buch abzubrechen. Schließlich geht es um deine Lebenszeit und die willst du ja sicher nicht vergeuden.
    Ich breche auch ab und zu das ein und andere Buch ab. Manchmal hat man trotz gutem sondieren und Recherche einfach Pech und greift daneben. Oder es liegt einem ein bestimmtes Thema einfach nicht, man kann sich nicht für alles interessieren. Auch wenn 100 andere Buchblogger es toll fanden.
    Von den Büchern habe ich keines gelesen. Von den letzten beiden habe ich allerdings schon gehört. Die stehen aber auch nicht auf meiner gedanklichen Lesenliste. Dazu kann ich also nichts sagen.
    Aber übers Knie gebrochen, ich breche vielleicht 15 Bücher im Jahr ab. Oft lese ich dann Bücher die mich nicht ansprechen einfach quer, im Schnellverfahren.

    LG

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    1. Ja, da hast du recht, Lesezeit ist Lebenszeit und die will man nicht vergeuden!
      Und man kann und muss natürlich nicht alles gut finden, was zig anderen Leuten gefallen hat^^

      Ich habe noch nie ein Buch quergelesen und ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt könnte. Ich fixiere mich immer zu sehr auf Details und Kleinigkeiten :/

      Danke für deine Meinung!

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  2. Ich finde, du hast absolut Recht, es gibt Bücher, die man nicht zu Ende lesen möchte und nicht zu Ende lesen muss. Jeder Leser hat das Recht, ein Buch nicht zu lesen, das ist mein simples Grundprinzip ;-) Deshalb rinde ich es auch z.B. bei amazon-Kommentaren so nervig, wenn jemand klugscheißerisch behauptet, man dürfe ein Buch nicht bewerten, wenn man es nicht beendet hätte - je, wieso denn nicht? Wenn mich ein Buch qualitativ so wenig überzeugt oder mich so wenig fesselt, dass es mich als Leser verliert, dann ist doch genau das eine Nichterfüllung eines meiner subjektiv wichtigsten Kriterien und deshalb finde ich persönlich das Buch mies und möchte es anderen eben nicht empfehlen. Schlimmer noch, wenn es wie dir bei "Wolkenatlas" geht und du das Buch durchaus empfehlen würdest.
    Ich habe in den letzten Wochen auch extrem viele Abbrüche, weil ich mich so wenig auf ein Buch konzentrieren kann. Dann probier ich es später nochmal. Aber die, die ich einfach schlecht finde, werden bei mir ein wenig gnadenlos aussortiert, dafür ist meine Zeit einfach zu kurz ;-)

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    1. Man muss natürlich bei negativen Buchrezensionen immer unterscheiden zwischen gut begründet und simpel beleidigend. Es gibt ja auch Leute, die fangen ein Buch gar nicht erst an, weil ihnen der oder die Autor bzw. Autorin nicht gefällt und das Buch so wenig Zuspruch von den anderen bekommen soll wie möglich. Aber ich finde, wenn man einem Buch wirklich eine Chance gegeben hat und man aber trotzdem einfach nicht warm wird mit der Geschichte, den Protagonisten, dem Schreibstil oder was auch immer, dann darf man das auch zum Ausdruck bringen - das ist Meinungsfreiheit und das gute Recht eines jeden Menschen.

      Ich persönliche rezensiere nicht gerne Bücher, die ich nicht zu Ende gelesen habe, weil ich einfach glaube, dass meine Meinung irgendwie "unvollständig" ist. Aber das kann jeder handhaben, wie er/sie will.^^

      Ja, bei "Der Wolkenatlas" bin ich wirklich böse auf mich selbst, dass ich so eine Unlust bei solch einer tollen Geschichte empfinde... Ich hoffe, dass ich es irgendwann doch noch beenden kann... :/

      Vielen Dank für deine Meinung zu dem Thema!

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  3. Mir passiert es auch öfter, dass ich ein Buch nicht zu Ende lese. Das ist vollkommen normal. Manche Themen sind einem zur Zeit nicht zugängig und andere werden es auch nie sein. Dann wieder gibt es auch Bücher wo das Thema toll ist, aber der Schreibstyle doof.


    Von den Büchern oben hätten mich die ersten beiden Bücher interessiert. Dir Geschichte von Wolkenatlas kenne ich nur durch den Klappentext und es.klang unheimlich spannend.
    Und zu Veronika beschließt zu sterben habe ich vor kurzem den Film gesehen, den mochte ich echt sehr.
    Lg Noa

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  4. Na toll :D. Die Bücher, die du abgebrochen hast, wollte ich alle eigentlich auch mal lesen :D.

    Die Gründe, die du angegeben hast, finde ich aber auch irgendwie nachvollziehbar und wenn es mir auch so gehen wird, werde ich die Bücher vermutlich auch abbrechen.

    Ich finde es nicht schlimm, Bücher abzubrechen. Man hat oft viel zu wenig Zeit, um sich mit schlechten Büchern bzw. Büchern, mit denen man nicht klarkommt, rumzuschlagen und manchmal ist man auch einfach nicht in der Stimmung für ein bestimmtes Buch.
    Wie du schon sagst, kann es manchmal sogar positiv sein, wenn man ein Buch später noch mal zur Hand nimmt. Manchmal würde man es viel schlechter bewerten, wenn man sich beim ersten durchquält, als wenn man es später weiterliest, wenn man in Stimmung dafür ist. So ging es mir zum Beispiel mit "Das also ist mein Leben", das jetzt eines meiner absoluten Lieblingsbücher ist, oder mit "Seelen".
    Allerdings geht es mir manchmal auch so, dass ich mich wirklich erst mal dazu zwingen muss, ein Buch weiterzulesen und dann, wenn ich wieder richtig drin bin, total begeistert bin.

    Ich lese die Bücher meistens zu Ende, weil ich finde, dass man sie nur dann richtig bewerten kann, wenn man sie ausgelesen hat. "Der Joker" fand ich zum Beispiel erst sehr schräg, am Ende aber genial.

    Aber ich kann dich allgemein, wie gesagt, sehr gut verstehen.
    Ich wünsche dir, dass die nächsten Bücher besser werden :).

    LG
    Charlie :)

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