Montag, 23. Juli 2012

"Beim Leben meiner Schwester" von Jodi Picoult

Deutsches Cover
Originalcover
Titel: Beim Leben meiner Schwester
Originaltitel: My Sister's Keeper
Autorin: Jodi Picoult
Genre: Gegenwartsliteratur, Drama
Erscheinungsjahr: DE 2007 | US 2004
Verlag: Piper
Preis: TB 9,99 EUR
Seitenanzahl: 480 Seiten


Kurzbeschreibung

Anna Fitzgerald ist 13 Jahre alt und eine Art Designerbaby, denn als bei ihrer älteren Schwester Kate Leukämie festgestellt wurde, haben sich deren Eltern entschieden, noch ein Kind zu bekommen, das als 100prozentiger Spender für ihre Tochter in Frage kommt. Doch als eine Nierentransplatation für die Schwerkranke, die kaum eine Chance auf Heilung hat, nötig wird, will sich Anna wehren und engagiert Campbell Alexander, seines Zeichens Anwalt. Aber will sie tatsächlich für den sicheren Tod ihrer Schwester verantwortlich sein...?

Die ersten Sätze im Buch

"In meiner frühesten Erinnerung bin ich drei Jahre alt und versuche, meine Schwester umzubringen. Manchmal ist die Erinnerung so deutlich, daß ich wieder genau weiß, wie kratzig sich das Kopfkissen anfühlte, wie ihre Nasenspitze gegen meine Handfläche drückte. Sie hatte natürlich keine Chance gegen mich, aber geklappt hat es nicht. Mein Vater kam rein, um vor dem Schlafengehen noch einmal nach uns zu sehen, und rettete sie. Er brachte mich zurück zu meinem eigenen Bett. 'Das', sagte er zu mir, 'ist nie passiert.'"

Meine Meinung

"Beim Leben meiner Schwester" ist ein aufrührender Roman über das Familiendrama einer von Schicksalsschlägen gezeichneten Familie. 

Sara und Brian Fitzgerald wollten ein ganz normales Familienleben führen, doch daraus wurde nichts. Kate, damals erst zwei Jahre alt, wird schwer krank. Die Diagnose: Promyelozytenleukämie. Sobald eine Therapie funktioniert hat, wird der Patient resistent dagegen und bei einem Rückfall muss ein anderer Heilungsweg eingeschlagen werden. Ohne Spender kann Kate nicht überleben, doch ihre Krankheit erlaubt nur 100prozentige Übereinstimmungen. Dies ist ausschlaggebend für die Eltern, um ein weiteres Kind zu kriegen - Anna, ein Retortenbaby.

Im Laufe der Jahre muss Anna mehrere Operationen und Schmerzen über sich ergehen lassen, alles zum Wohle ihrer älteren Schwester.

Der Roman ist aus den Sichten von sechs verschiedenen Personen geschrieben, die alle aus der Ich-Perspektive erzählen.

Die Protagonistin Anna ist jung und unsicher. In manchen Situationen benimmt sie sich sehr reif für ihr Alter, in anderen kindlich naiv, weswegen ich Anna am Anfang nicht einschätzen konnte. Ihr Grund, nicht mehr Spenderin für die eigene Schwester zu sein, kam mir teilweise sehr egoistisch und übereilt vor. Ich habe sie gelegentlich auch nicht verstanden. Doch zum Ende hin wurde die Lage immer mehr geklärt und ihr wechselndes und sonderbares Verhalten ergibt auf einmal Sinn.

Sara, die Mutter, erzählt anfangs nur von der Vergangenheit, bei ihr dreht sich alles nur um Kates Krankheit und die Wege der Heilung. Eigentlich ist sie Anwältin, doch seit der Diagnose hat sie keine Zeit, diesen Beruf ausüben zu können. Sie würde alles tun, um ihre Tochter zu retten und diese Anklage macht sie psychisch ziemlich fertig. Ihre Entscheidungen und Sicht der Dinge war für mich natürlich und völlig einleuchtend, was wohl auch viel an den eigenen Erfahrungen der Autorin mit diesem Thema liegt.

Brian, der Vater, ist Feuerwehrmann und er erzählt viel von seinen Einsätzen, in die er fast schon flüchtet, weil er mit der familären Situation nicht so gut klar kommt. Er ist eine wichtige Stütze für Sara, versteht aber auch die Situation von Anna, steht also zwischen den Fronten.

Jesse ist der ältere Bruder von Kate und Anna und ein Rebell. Weil sich alles um Kate und ihre Krankheit zu drehen scheint, fühlt er sich von seinen Eltern vernachlässigt und unnütz.

Campbell, der sich bereit erklärt, Anna vor Gericht zu vertreten, ist eigentlich ziemlich eigennützig, doch dieser Fall verändert in vielerlei Hinsicht sein Leben. Bis zum Schluss ist auch ungewiss, wofür er seinen Servicehunde Judge immer an seiner Seite hat.

Auch Julia spielt bei der Gerichtsverhandlung eine wichtige Rolle, da sie Anna und ihre Situation einschätzen soll und eine Empfehlung für das Urteil abgeben muss. In ihren Erzählparts geht es jedoch auch viel um ihre eigene Vergangenheit.

Bis zu einem gewissen Punkt im Buch hat es mich eigentlich gewundert, dass die Geschichte nicht auch aus Kates Sicht erzählt wird, doch am Ende versteht man diese Entscheidung der Autorin.

Dieser Roman ist vielschichtig und emotional. Die Frage, das richtige zu tun, steht an erster Stelle mit Moral und Ethik zusammen.

Ich bin wirklich begeistert. Unbedingt lesen!

Weitere Bücher der Autorin (Auswahl):
"Neunzehn Minuten"
"Das Herz ihrer Tochter"
"Schuldig"


5 von 5 Punkten

2 Kommentare:

  1. Das Buch ist so genial, so traurig und einfach super :)
    LG, Sandrina

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    1. Und der Film dazu ist auch nicht schlecht, auch wenn mich das Ende stört...^^

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